Blech blank machen
Ich beschreibe hier einen kompletten Lackaufbau bei einem Vespa Restaurierungsobjekt, wie wir ihn praktizieren. Es ist auf jeden Fall nicht die absolute Profimethode, bringt allerdings ein sehr gutes Ergebnis zu sehr geringen Kosten. Bei einer guten Vorlackierung ist es natürlich etwas einfacher auf dieser den neuen Lack aufzubauen, aber gehen wir hier mal vom blanken Blech aus. Es gibt viele Wege den alten Lack runter zubekommen, wie ist grundsätzlich egal: Sandstrahlen, Schleifmaschine, Draht- und Zopfbürsten oder CSD-Scheibe um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Das ganze sollte dann möglichst sauber und rostfrei sein.
Das Entfetten ist ein wichtiger Schritt vor jedem Auftrag von irgendwelchen Schichten, es sei denn die nächste Schicht folgt direkt im Anschluss ohne Berührungen oder ohne zu Verstauben. Wird nicht gründlich entfettet halten die „Mittelchen“ nicht richtig oder können Risse oder Ähnliches bilden. Wir nehmen zum Entfetten Silikonentferner, da ist man auf der sicheren Seite und die Lackierbetriebe nehmen das Zeug ja auch. Vorsicht mit anderen „Verdünnungsmittel“. Manche enthalten wohl ölige Anteile und sind somit eher nicht geeignet fürs Entfetten. Wir nehmen teilweise noch Spezialwaschbenzin. Normales Waschbenzin und Nitroverdünnung kann glaube ich z.Bsp. kritisch sein, bin mir aber nicht mehr ganz sicher, das müsstet ihr ggf. noch mal separat nachlesen. Auch das vorherige Abblasen mit Pressluft kann kritisch sein, da der Kompressor immer wohl gerne etwas Öl aus dem Kessel mitspuckt, also wenn Abblasen dann vor dem eigentlichen Entfetten.
Einen Silikonentferner findest du bei uns im Shop.
Sind noch etwas Rostvernarbungen da nehme ich BRUNOX Epoxy Rostumwandler. Vorteil von dem Zeug ist, dass es schon mal unbegrenzt lange lagerbar ist, man theoretisch nicht mal anschleifen muss und nicht wie bei z.B. Fertan mit Wasser abwaschen muss. Es heisst, dass BRUNOX gleich auch grundiert wegen dem Epoxyanteil, trotzdem empfiehlt es sich noch mal darüber zu grundieren, da wohl eher wenig
Epoxy drin ist. Am besten 2-3 mal mit BRUNOX behandeln (Spraydose oder zum Streichen) und über Nacht trocknen lassen. Da wo noch Restrost ist wird das Zeug dann über eine Lilafärbung letztendlich richtig schwarz.
BRUNOX findest du bei uns im Shop.
Als nächstes wird auf jeden Fall mal grundiert. Es kann zwar sein, dass auf Grund von kommenden Arbeitsschritten die Grundierung teilweise wieder geopfert werden muss, aber so ist das ganze schon mal grundlegend gegen den ersten Flugrost geschützt, falls sich die Arbeiten länger hinziehen.
Einen Haftgrund findest du bei uns im Shop.
Wie zuvor schon beschrieben grundieren wir vor dem Spachteln, da Spachtel ja bekanntlich eigentlich kein so tolles Zeug ist und Wasser zieht bzw. wenn zu dick reißen kann und so hat das Blech zumindest etwas Schutz. Vom Halten her hatten wir bisher hier noch nie Probleme. Man sagt, dass Spachtel nicht mehr als 3 mm dick sein soll, dann kann man nämlich Probleme mit Rissen bekommen. Ist die zu füllende Fläche dicker würden wir verzinnen. Spachteln ist immer eine heikle Sache – schnell ist das Zeug drauf und ewig brauch man um es dann wieder glatt zu bekommen. Wir markieren die entsprechenden Stellen vorher mit Bleistift, da man wenn der Spachtel mal angerührt ist nicht mehr viel Zeit hat und sich sputen muss. Beim Anmischen beachten, dass man das richtige Verhältnis zwischen Spachtelmasse und Härter erwischt: zu viel Härter und die Verarbeitungszeit wird sehr kurz, zu wenig Härter und der Spachtel wird nicht richtig fest und läßt sich nicht mehr schleifen. Auf jeden Fall einen sauberen genügend großen Spachtel nehmen, nichts schlimmer wie Riefen durch einen unsauberen Spachtel. Die Dellen eher von der Fläche her großzügig verspachteln, da man sonst später beim Schleifen keinen schönen flachen, fließenden und nicht sichtbaren Übergang hin bekommt. Ein Fehler ist auch immer, dass man mit seinem Auftrag nicht 100%ig zufrieden ist und so lange daran rummacht und es nur verschlimmbessert. Also mutig auftragen und dann einfach auch mal gut sein lassen, lieber noch einen zweiten Spachtelschritt einfügen. Man kann Spachtel zwar relativ schnell nach dem Auftrag schleifen, aber um sicher zu gehen lassen wir ihn über Nacht durchtrocknen.
Einen Feinspachtel findest du bei uns im z.B. im Baumarkt.
Hier gibt es natürlich auch die verschiedensten Varianten. Wir nehmen zuerst eine elektrische Schleifmaus mit z.Bsp. einem 120 Blatt und schleifen grob vor. Das spart enorm viel Zeit. Wenn dabei Grundierung am Rand mit abgeschliffen wird ist das kein Problem. Danach kann man noch mal bei Bedarf mit einem 400 Trockenschleifpapier von Hand grob schleifen, eventuell mit einem Schleifbock. Für den Finalen Schliff nehmen wir 800 -1000 Nassschleifpapier. Geht einem bei diesen Schritten die Geduld und Muse aus, so rächt sich das später und man wird die Übergänge von Blech zu Spachtel in der Lackierung sehen – also schleifen, schleifen, schleifen. Mit den Fingerkuppen spürt man dann ob es noch kleine Kanten und Unregelmässigkeiten gibt. Wenn man meint, dass es gut ist, die Schleifstellen entfetten und noch mal zur Kontrolle grundieren. Passt es noch nicht, muss noch weiter geschliffen werden. Kleine Unebenheiten lassen sich aber später auch mit dem Spritzspachtel noch ausgleichen.
Schleifpapier findest du bei uns im Shop.
Ist man mit seiner „punktuellen“ Spachtelarbeit fertig, wird die ganze Karosse mit Spritzspachtel (Sprühdosen) überzogen. Vorher natürlich wieder entfetten. Den Spritzspachtel schleifen wir mit 1000 Nassschleifpapier. Über den Spritzspachtel lassen sich noch die restlichen kleinen Unebenheiten und grobe Schleifspuren rausnehmen. Sollte es im ersten Anlauf nicht zum gewünschten Ergebnis führen, wiederholt man diesen Schritt so oft bis man zufrieden ist. Für eine Vespa sollte man mit 2 bis 3 Dosen rechnen. Fungiert der verwendete Spritzspachtel auch als Grundierung kann man noch offene Stellen einfach damit auch gleichzeitig grundieren. Kann das der verwendete Spritzspachtel nicht, sollten diese Stellen vorher noch mal grundiert werden.
Einen Spritzspachtel findest du bei uns im Shop.
Vespa Lackierung
TIPP:
1K-Lacke (1 Komponentenlacke) sind nicht 100%ig benzinresistenz, manche besser manche schlechter. Wer sicher gehen will, muss z.B. zu teuerem 2K-Klarlack (Lack und Härter als zwei Komponenten) greifen. Siehe auch ausführlicher hierzu unseren Spraydosen Lacktest.
Sehr sorgfältig die ganze Karosse entfetten und entweder aufhängen oder entsprechend aufstellen. Nun kann man mit Kompressor und Lackierpistole oder mit Dose lackieren. Ob man erst eine dünne Schicht vorsprüht und dann mehrere Schichten aufbaut bis hin zur letzen Schicht, wo man den Lack „fließen“ lässt hängt vom verwendeten Lackmaterial und den eigenen Wünschen ab. Anschließend kann man noch einen Klarlack verwenden, den wir nach ca. 15 minütiger Anzugphase des Hauptlackes auftragen. Erst in ganz dünnen Schichten zur optimalen Haftvermittlung und damit es keine Blasen gibt und zum Schluss dann fließend. Die Zeiten hängen natürlich von den verwendeten Lacken ab. Auf jeden Fall muss man testen, ob sich Hauptlack und Klarlack vertragen und es an einem Probestück mit dem entsprechenden Zeitschema ausprobieren – sonst gibt es unter Umständen die Arschkarte und alle Vorarbeit ist für den Selbigen!
Zusammenfassung Ablauf
Blank schleifen
Entfetten
Rostversiegeln
Entfetten
Grundieren
Entfetten
Spachteln
Schleifen (400 trocken – 1000 nass)
Entfetten
Spritzspachteln
Schleifen (1000 nass)
Entfetten
Farblackierung
Klarlack